Krankheitsbilder
Pathologisches Spielen (Spielsucht)
In Deutschland stehen ca. 400.000 Geldspielgeräte, davon über 200.000 Spielautomaten, die Geldgewinne ausschütten (Glücksspiel-Suchtreport 2010). Insgesamt werden mit Glücksspielen an Geräten und in Spielbanken mehr als 23 Milliarden € Umsatz pro Jahr erzielt (DHS, 2010).
Die Glückspielsucht wird fälschlicherweise immer noch zu den so genannten „Neuen Süchten“ gezählt. Jedoch ist an der Glückspielsucht nichts neu, außer ihrer ständig steigenden Verbreitung. Die Anzahl der pathologischen Spieler (pathologisch bedeutet krankhaft, mit Krankheitswert) in Deutschland wird auf aktuell 260.000 geschätzt (Studie der BZgA „Glücksspielverhalten in Deutschland 2007 – 2009“).
Suchtartiges Glückspielen wird in der entsprechenden Fachliteratur sowohl als Impulskontrollstörung als auch als Verhaltenssucht definiert. Die Begriffe Spielsucht, süchtiges oder pathologisches Spielen / Spielverhalten / Glücksspiel werden in der Regel synonym verwandt.
Das Glückspiel zeichnet sich dadurch aus, dass der Spielausgang überwiegend vom Zufall bestimmt ist und es einen äußeren Anreiz in Form eines Geldgewinns gibt. Dabei sind Glückspiele so angelegt, dass der Anbieter immer der Gewinner ist.
Heute dürfen Glücksspiele nur unter staatlicher Aufsicht und Kontrolle durchgeführt werden.
Zur Eindämmung der Glücksspielsuchtgefahr sind staatliche Maßnahmen erforderlich, die den Glücksspielmarkt effektiv regulieren und auf ein vertretbares Ausmaß zurückführen.
Zu unterscheiden ist bei der Glücksspielsucht, wie bei den stoffgebundenen Suchtformen, zwischen Gebrauch, Missbrauch und Sucht. Die Übergänge zwischen den Phasen sind fließend, die Symptome oft ähnlich wie bei den stoffgebundenen Süchten: häufiges, ständig zunehmendes Denken an das Glücksspiel, suchttypische Merkmale, wie Kontrollverlust („Nichtaufhörenkönnen“), Abstinenzunfähigkeit, Vernachlässigung von Familie, Freunden und Hobbys, Beschaffungskriminalität, etc.
Im Behandlungssystem des pathologischen Glückspiels sind die wichtigsten Anlaufpunkte die ambulanten Beratungs- und Behandlungsstellen. Das therapeutische Angebot reicht von Einzel- und Gruppengesprächen in der ambulanten Behandlung, über Vorbereitung, Vermittlung und Nachsorge stationärer Aufenthalte in einer Fachklinik bis zur Begleitung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen. Neben der professionellen Hilfe für Glücksspielsüchtige gibt es eine Reihe von „Selbsthilfegruppen für Spieler“.
Die Einbeziehung der Familie des pathologischen Glücksspielers in die Therapie ist in aller Regel sinnvoll. Familienmitglieder sind auch als „Leid-Tragende“ von der Spielsucht betroffen.
Sowohl in der Abteilung Suchtmedizin als auch im LWL-Rehabilitationszentrum Südwestfalen der LWL-Kliniken Lippstadt und Warstein werden Betroffene nur behandelt, wenn die Spielsucht nicht das führende Problem darstellt, sondern eine andere stoffgebundene Suchterkrankung besteht.